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 Betreff des Beitrags: Silbermonds Hölle
BeitragVerfasst: Mo 21. Mär 2011, 20:49 
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Quälende Kopfschmerzen ließen sie erwachen. Dunkelheit umfing sie. Langsam setzte sie sich auf. Durch ein schmales Fenster schien der größere der zwei Monde in den kleinen Raum. Spontan fiel ihr ein, das er von den Tauren Mu'Sha, von den Nachtelfen Elune genannt wurde.
Verwirrung.
Die Pritsche auf der sie lag war hart und unbequem. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. War sie nicht in ihrem Bett eingeschlafen?
"Wir haben ein Problem", tönte eine nur allzu bekannte Stimme in ihrem Kopf. Doch es gelang ihr nicht, die Stimme einzuordnen. Stechend, war sie, irgendwie gefährlich, hasserfüllt und doch voller Sehnsucht...
"Kiriana..."
Der Klang ihres Namens lichtete die Nebel, die sich über ihre Gedanken gelegt hatten. Gedankenfetzen warberten durch ihren Verstand, während die Erinnerung zurück kam...

Es klopfte an der Tür, woraufshin die Zauberin sich schlaftrunken erhob. Kastanienbraune Locken wirbelten durch die Luft, als sie den Kopf zu dem Geräusch wandte, das Holz von sich gab, wenn jemand mit der Faust dagegen schlug. Es war spät am Abend und sie erwartete niemanden mehr. Rasch warf sie sich eine einfache Robe über, während das Klopfen sich wiederholte. Begleitet von der immerzu Misstrauen sähenden Stimme der Dämonin, mit der sie sich zwangsweise ihren Körper teilte, trat Kiriana zur Tür, zögerte noch kurz, bevor sie sie öffnete.
Ein Magier stand vor ihr. Er wirkte alt und Kiriana wusste, das er es nach menschlichen Maßstäben auch war, doch wie sie selbst war auch er nicht das, was er zu sein vorgab.
"Fentar? Ihr seid doch Fentar Sturmglanz..."
Ihr Gegenüber antwortete nicht. Er sah sie nicht einmal an. Stattdessen starrte er nur an ihr vorbei, auf etwas, was hinter ihr zu sein schien. Sein Blick zeigte Angst und Verzweiflung.
"Was ist? Kann ich Euch helfen?"
Sorge legte sich in den Moosgrünen Blick der Zauberin und sie trat auf ihn zu. Dann endlich öffnete er den Mund und Worte verließen seine Kehle.
"Es... tut mir Leid..."
Kaum hatte Fentar diese Worte ausgesprochen, als Kiriana eine Bewegung links von sich wahrnahm. Doch bevor sie ihren Kopf gedreht hatte, spührte sie einen Schlag auf ihrem Schädel, der ihr das Bewusstsein raubte.

"Du erinnerst dich... Gut..."
Ayaries Stimme hallte in ihrem Kopf wieder.
"Wo sind wir, Ayarie?"
Es war das erste Mal, das sie die Dämonin von sich aus ansprach. Ein Hauch von Unbehagen antwortete ihr noch vor dem Wesen, das vor langer Zeit in ihr entstanden war.
"In Silbermond... Ich sagte ja, wir haben ein Problem."
Silbermond...
Es war einige Zeit her, das sie zum letzten Mal hier war. Und der letzte Besuch war nicht sehr glücklich gewesen... Sie war krank, ist dann zur Untersuchung nach Silbermond und dort in den Sonnenzornturm gebracht worden, wo sie für kurze Zeit ihr Leben ließ... Bevor ihr geliebter Mann sie retten konnte, nur um selber schwere Verletzungen davon zu tragen. Ayarie teilte dieses Wissen ebenso, wie ihren Körper.
"Wir müssen... hier weg...", murmelte Kiriana, noch immer etwas benommen von den Kopfschmerzen, die sie wohl dem Schlag zu verdanken hatte. Schwankend erhob sie sich, wäre jedoch beinahe zusammengebrochen, hätte sie sich nicht gleich an der Wand festgehalten. Dann versuchte sie, einen Teleportationszauber zu weben, doch es gelang ihr nicht, die nötigen Kräfte zu sammeln.
"Du bist zu schwach. Sie haben dir etwas eingeflößt, was deine Kräfte bannen sollte." Der Ton in der Stimme wurde Schadensfroh. "Sie haben nicht mit mir gerechnet. Aber... Du musst mir die Kontrolle über deinen Körper überlassen, wenn du möchtest, das ich uns hier heraus hole..."
Die Zauberin zögerte. Sie wusste, das Ayarie Recht hatte, aber sie wusste nicht, ob sie ihr trauen könnte. Immer war es nur Ayaries Ziel gewesen, ihren Körper zu übernehmen, war dies nicht die perfekte Gelegenheit?
"Deine Zweifel sind berechtigt", meinte die Dämonin, die vollständig an Kirianas Gedankenwelt teilnahm. Was der Zauberin absolut nicht passte.
Irgendwo in den Verließen wurde eine Tür geöffnet und ein Winhauch ließ Kirianas Ohrenspitzen auskühlen. Erschrocken fuhren ihre Hände dorthin, wo sich dank ihres Zaubers nichts hätte befinden dürfen, doch sie spührte ihre Ohren, ihre spitzen, elfischen Ohren.
"Ja, auch deine Tarnung haben sie beendet. Wir müssen fliehen. Willst du wirklich lieber dich der Folter jener Männer überlassen, die einst das Selbe mit deinem Mann taten, nur seines Bruders wegen? Oder wirst du mir gestatten, dich hier herauszuholen?"
Kiriana überlegte. Die Dämonin hatte, ob es ihr passte oder nicht, abermals Recht. Würden sie hinter das Geheimnis kommen, das sie hütete, seit sie dem Reich ihres gehassten Schwagers verlassen, würden sie sie Foltern, Quälen, nur um Ayarie zu vernichten. Ayarie, die Dämonin, die seit damals mit in ihrem Körper lebte, entstanden aus einem Dämonenseelensplitter und ihren eigenen Gefühlen, nachdem sie das zweite Mal starb - getötet vom Bruder ihres Gatten. Und selbst, wenn sie es nicht herrausfänden, würden sie sie foltern. Denn langsam dämmerte es Kiriana, das es sich bei ihren Entführern um jene Magister handelte, die schon bei ihrem letzten Besuch in Silbermond an ihr herumexperimentiert hatten. Und sie damit töteten.
"Na gut... Du bist unsere einzige Hoffnung, dies hier zu überstehen. Aber ich warne dich... Arkay wird mich rächen, solltest du mir meinen Körper stehlen oder mir etwas antun."
Das Gefühl, verspottet zu werden, erreichte Kirianas Gedanken, doch bevor sie die Körperkontrolle an Ayarie übergeben konnte, wurde die Tür der Zelle geöffnet. Innerlich fluchten sie - Zauberin und Dämonin - doch ein hasserfüllter Blick wanderte zu der Silhouette eines Elfenmannes in Robe, die in der von außen erleuchteten Tür erschien.
"Ah, Ihr seid wach, Lady Lichtsucher."
Spott klang in dem Wort "Lady" mit. Mehr Spott, als es Ayarie je Zustande gebracht hatte.
"Man erwartet Euch."
Eine ebenso spöttische Verbeugung folgte, bevor er mit einem einzigen Fingerschnippen ein Seil erscheinen ließ, das Kirianas Hände fesselte. Dann nahm er das andere Ende des Seils und zog unsanft daran, sodass Kiriana ihm folgen musste, wollte sie nicht stürzen. Also tat sie es. Er führte sie durch einen langen Gang, der beiderseits mit Zelltüren gesäumt war. Jede dieser Zellen schien nicht größer als ihre eigene zu sein. Am Ende des Ganges betraten sie durch eine Tür einen weiteren Gang. Auch ihm folgten sie bis zu Ende. Der Elf, der im Licht nun auch erkennbaren Robe nach ein Magister, blieb stehen, musterte seine Volksangehörige verächtlich, als wäre sie lediglich ein niederes Wesen und öffnete dann die Tür.
Vor ihnen zeigte sich nun ein riesiger Saal, blutelfentypisch ausgestattet. Es war die Ratskammer, das erkannte Kiriana sofort. Und den vielen Elfen nach, die auf den Plätzen am Rand des Saals befanden, schien es sich hierbei um eine öffentliche Verhandlung zu handeln. Entsetzen zeigte sich in Kirianas Blick, als sie in der Mitte des Saals drei bekannte Gestalten erkannte. Der eine Elf dort war jener, der ihrer Familie damals geholfen hat zu fliehen und der auch als Köder diente, sie hierher zu bekommen. Seine Tarnung fehlte ebenso wie ihre eigene. Der andere Elf, den sie bisher nur in Plattenrüstung getroffen hatte und der nun nur einfache Leinenkleidung trug, war ihr nur flüchtig bekannt. Doch auch ihn erkannte sie. Banadorian Anabre'Dal war sein Name, ein Paladin-Novize und Schüler der dritten Gestalt. Auch in ihrem Blick lag kummer, als die einfach gekleidete Elfe Kiriana erblickte. Kayrina Lichtsucher, Tochter von Kiriana und ihrem geliebten Mann Arkay.
Die Anwesenheit dieser drei Personen bestätigten den Verdacht der Zauberin, das es hier um die Sache von Damals ging. Sie wusste aus Erzählungen, das Unschuldige Magister und Zauberbrecher starben, als ihr Mann im Blutrausch nach ihr suchte. Doch was hatten sie selber, ihre Tochter und deren Schüler damals falsch gemacht, das sie sich nun vor dem Hochmagister verantworten mussten? Er war es, der damals die Experimente angeordnet und damit ihren Tod verschuldet hatte. Er war es, der ihren toten Körper hatte verstecken lassen, um ihn weiter untersuchen zu lassen. Und auch er war es, der andere für sich hatte sterben lassen, um selber nicht in Gefahr zu geraten.
All diese Eindrücke schlugen auf Kiriana ein, als sie nur einen kurzen Blick in den Raum warf. Geschockt blieb sie stehen und ein Ruck an ihren Händen brachte sie zum Stolpern. Im letzten Moment fing sie sich, während man sie zu einem der vier Stühle in der Mitte brachte. Dann wirkte der Elf, der sie hierher gebracht hatte, einen weiteren Zauber und das Seil fesselte sie an den Stuhl. Auch die anderen drei Elfen waren gefesselt. Der Magister ging zu der Tribüne und nahm auf einem der sechs niedrigeren Stühle Platz. Die anderen waren bereits besetzt. Nur der siebte, erhöhte Stuhl, der in der Mitte der Stühle stand, war leer.
Es wurde ruhig im Saal, während die Anwesenden auf den leeren Stuhl starrten. Dann endlich betrat Darnariel Sin'Fandir, der Hochmagister, den Raum, ging erhabenen Schrittes zu seinem Platz in der Mitte der anderen sechs Magister und musterte die vier Elfen in der Mitte. Dann erhob sich der Elf zu seiner Rechten.
"Angeklagt von der Stadt Silbermond werden heute verhört für Beihilfe zum kaltblütigen Mord und Verrates: Banadorian Anabre'Dal, Blutritter. Kayrina Lichtsucher, Blutritterin. Fentar Sturmglanz, Magister. Kiriana Lichtsucher, Magierin. Ihnen wird vorgeworfen, dem kaltblütigen Mörder Arkay Lichtsucher geholfen zu haben, unschuldige Magier aus dem Kreise der Magister, sowie eine Einheit der Stadtwachen kaltblütig mit Hilfe der Schatten ermordet zu haben, sowie ihm anschließend die Flucht ermöglicht zu haben. Außerdem haben sich Kiriana Lichtsucher und Fentar Sturmglanz von unserem Volk abgewandt, ihre Herkunft beleidigt und sich als Menschen getarnt in Sturmwind, Hauptstadt der Menschen, zu versteckt."
Der Elf nahm wieder Platz. Der Magister betrachtete Banadorian, bevor er das Wort erhob.
"Banadorian Anabre'Dal. Ihr habt Arkay Lichtsucher geholfen, aus den Katakomben unter dem Sonnenzornturm zu entfliehen. Weißt Ihr diesen Vorwurf zurück?"
Banadorian nickte.
"Hochmagister Sin'Fandir. Ich weise diesen Vorwurd zurück. Besagte Tat habe ich nie begangen. Im Gegenteil. Ich versuchte, Arkay Lichtsuchter von seiner Tat abzubringen, ihn zur Vernunft zu bringen, damit nicht noch weitere Personen schaden nehmen würden."
Der Hochmagister nickte kurz, ließ dann seinen Blick zu Kayrina gleiten.
"Kayrina Lichtsucher. Euch wird vorgeworfen, Arkay Lichtsucher in Eurem Haus untergebracht zu haben, sowie ihm von dort aus zur Flucht verholfen zu haben. Weißt Ihr diesen Vorwurf zurück?"
Kayrina sah den Hochmagister mit erhobenem Haupt und einem scheinbar unzerbrechlichen Stolz an.
"Hochmagister Sin'Fandir. Ich habe Arkay Lichtsucher, meinem Vater, zur Flucht verholfen, das gestehe ich. Doch tat ich dies um des Rechts willen, denn ihm wurde Unrecht angetan, als man ihm verweigerte, seine gerade verstorbene Frau zu sehen. Sie starb, weil man sie in die Hände Eurer Magister gab und er hat sie unter Einsatz seines Lebens wiederbelebt. Er hat nicht getötet, weil er Spaß daran hatte, wie man ihm vorwirft, sondern weil er nicht mehr bei klarem Verstand war. Man verweigerte ihm sein Recht, seine Frau zu sehen. Und nach dem, was ihm Magister in seiner Jugend angetan haben, war seine Frau das Einzige, was ihn davon abhielt, seinen Verstand zu verlieren."
Ein Raunen ging durch die Menge der Zuschauer, doch der Hochmagister nickte nur, bevor er sich Fentar zuwandte.
"Magister Fentar Sturmglanz. Euch wird vorgeworfen, Arkay Lichtsucher sowohl bei der Flucht aus den Sonnenzornkatakomben, als auch aus Silbermond geholfen zu haben und Euch anschließend eurer edlen Herkunft entsagt, als Ihr Euch als Mensch verkleidet in Sturmwind versteckt. Weißt Ihr diesen Vorwurf zurrück?"
Kurz zeigte sich Unsicherheit in Fentars Blick, als seine ehemaligen Kollegen ihn anstarrten, doch dann straffte er die Schultern.
"Hochmagister Sin'Fandir. Ich gestehe, das ich Arkay Lichtsucher bei seiner Flucht geholfen und mich, in menschlicher Gestalt, in Sturmwind versteckt habe. Doch lasst mich erklären. Ich erfuhr von der Ungerechtigkeit und beschloss aus diesem Grund und um mein eigenes Leben vor ihm zu schützen, als er in seinem unkontrollierten Blutrausch war, habe ich beschlossen, Arkay Lichtsucher zu unterstützt."
Wieder ein Nicken, bevor der Blick erbarmungslos auf Kiriana fiel.
"Was dir wohl alles vorgeworfen wird?"
Ayaries Stimme klang interessiert. Aber nicht bösartig-interessiert, sondern, überraschenderweise, Beunruhigt-interessiert. Scheinbar wusste sie ebenso wie Kiriana, das diese Situation alle beide betreffen würde.
"Kiriana Lichtsucher. Euch wird vorgeworfen, den Mord an den Magistern, sowie allen, die sich Arkay Lichtsucher in den Weg stellen würden, mit ihm geplant und ihn dabei unterstützt habt. Außerdem sollt Ihr ihm bei der Flucht geholfen haben und Euch anschließend, Eure Herkunft verspottend, als Mensch verkleidet in Sturmwind versteckt haben. Weißt Ihr diese Vorwürfe zurück?"
Ein schwerer Klumpen schien Kiriana im Magen zu liegen. Dennoch sah sie den Hochmagister fest in die Augen.
"Hochmagister Sin'Fandir. Ich bin eine Magierin, die den Kirin'tor angehört und damit lediglich den Kirin'tor gegenüber zu einer Aussage verpflichtet."
Der Hochmagier war einen Blick auf die Magister, die ihm zur Linken saßen. Innerlich fluchend erkannte Kiriana, das der Elf, der sich nun erhob, die violette Robe der Magier aus Dalaran trug, auf dem mit goldenen Fäden ein Auge aufgestickt war, unter dem drei Dolche mit der Klinge abwärtsgerichtet zu sehen waren.
"Stellvertretend für die Kirin'tor fordere ich Euch auf, Kiriana Lichtsucher, Euch zu den Vorwürfen zu äußern."
Nach diesen Worten setzte er sich wieder.
"Nicht gut", kommentierte Ayarie unglücklich.
Kiriana nickte knapp.
"Hochmagister Sin'Fandir, Vertreter der Kirin'tor. Ich weiße die Vorwürfe zurück. Niemals könnte ich meinem Volk in der Weise schaden, wie es geschehen ist. Weder indem ich eine solche Tat plane, noch indem ich bei ihrer Ausübung helfe. Der Besuch in Silbermond war spontan, auf Grund meiner Krankheit. Meine Tochter meinte, sie würde jemanden kennen, der mir helfen könnte, da meine Krankheit magischen Ursprungs war. Die meinem Mann vorgeworfene Tat konnte also nicht geplant werden, noch konnte ich bei der Planun helfen. Da ich bereits zu meiner Ankunft in Silbermond nicht mehr bei Bewusstsein war und im Verlauf der Untersuchung das Leben verlor..." Sie stockte. Ein aufmunternder Gedanke von Ayarie brachte sie dazu, die Erinnerung an die Bilder von damals zu vergessen. Sie atmete tief ein und fuhr fort. "Und ich mein Leben verlor, konnte ich meinem Mann auch nicht bei der Tat selber helfen. Nachdem mein Mann mich unter Einsatz seines Lebens wiederbelebt hatte, war ich viel zu geschwächt, irgendetwas zu tun, weder selber zu fliehen, noch meinem Mann dabei zu helfen. Was den Vorwurf des Versteckens betrifft, so weise ich auch hier alle Schuld von mir. Ich habe mich bereits vor den Geschehnissen als Mensch getarnt in Sturmwind aufgehalten, um bei meinem Mann zu sein, der, schwer enttäuscht von der Stadt Silbermond und dem, was sie ihm in seiner Kindheit und Jugend antat, in Sturmwind Zuflucht bei Freunden aus lange vergessener Zeit suchte. Wollt Ihr mich also verurteilen, weil ich krank, tot, geschwächt und verliebt war?"
Die letzte Frage richtete sie mit erhobener Stimme an alle Anwesenden, was wiederum einiges an Gemurmel auslöste. Der Hochmagister nickte nur, bevor er sich erhob und beide Hände erhob.
"Ich beende die erste Anhörung damit. Wisset, das die zweite Anhörung nicht öffentlich stattfinden wird."
Das Murmeln bei den Zuschauern wurde lauter, während sie ihre Plätze verließen und die Ratskammer verließen. Auch die Magister verließen den Raum und ließen lediglich zwei Zauberbrecher als Wächter zurück, denen befohlen wurde, jede Unterhaltung der Angeklagt notfalls mit Gewalt zu beenden.

Die Zeit verstrich, es wurde Mittag, Abend, Nacht, dann wieder Morgen. Ein weiterer Tag verstrich, deren einzige Abwechslung eine dünne Suppe, sowie die Wachablösung etwa alle sechs Stunden war. Und Kirianas einziger Trost die Dämonin. Dann kehrten sechs der Sieben Magister zurück. Der Angehörige der Kirin'tor war nicht mehr dabei. Der Hochmagister flüsterte einem der Magister etwas zu, der darauf einen Zauber wirkte. Wir von Geisterhand lösten sich die Fesseln, die Kiriana an den Stuhl banden, nur um sich dann um ihre Hand- und Fußgelenke zu legen und sie gestreckt ein Stück in die Höhe zu heben. Der Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, verschwand. Der Hochmagister wandte sich an die Zauberin.
"Kiriana von Lichtsucher. Es gibt genug Zeugen, die besagen, das die Vorwürfe, die gegen Euch aufgebracht wurden, der Wahrheit entsprechen. Doch können wir Euch diese Tat verzeihen. Wir sind gewillt, Euch laufen zu lassen, wenn Ihr einen Brief an Euren Gefährten schreibt, in dem ihr fordert, das er sich uns ausliefert. Ebenso wie Euch werden wir auch die anderen drei Laufen lassen, denn wir sind zu dem Schluss gekommen, das Eure Taten auf einem Zauber von Arkay Lichtsucher basieren, der Euch allen den Verstand vernebelt hat."
Kiriana schwieg. Ungläubig ging sie das Gehörte noch einmal im Geiste durch. Verstanden sie nicht, das sie selber an der Trägödie Schuld waren? Nein, wahrscheinlich nicht. Ihre Aroganz hatte IHNEN den Verstand vernebelt.
"Wirst du den Brief schreiben?"
Ayarie klang besorgt, wie schon die letzten Tage und die Zauberin glaubte, das die Sorge echt war und nicht ihrer beider Leben, sondern Tatsächlich Kiriana und ihren Gefühlen galt. Ihre Antwort richtete die Elfe nicht nur an die Dämonin, sondern auch an die Magister.
"Ich habe nicht vor, der Grund zu sein, weshalb der Mann, den ich mehr als alles auf dieser Welt liebe, endgültigen sterben wird. Ich weiß, das ich, meine Tochter, ihr Schüler, sowie der Magister Sturmglanz im Recht sind. Und IHR wisst das auch, Hochmagister."
Kiriana spührte, wie Ayarie sie unterstütze und hieß diese Unterstützung willkommen.
"IHR, Hochmagister, wollt Arkay nur tot sehen, weil Ihr seine Macht fürchtet. Ihr und Eure Magister. Denn Ihr wisst, wenn Ihr ihn nocheinmal reizt könnte dies Euer aller Ende bedeuten."
Der Hochmagister sah sie aus kühlen, grün-leuchtenden Augen an. Gäbe es einen Wettbewerb für Aroganz, Kiriana war sich sicher, Darnariel Sin'Fandir würde ihn leicht gewinnen. Doch er erwiderte nichts. Stattdessen nickte er jemandem zu, der hinter Kiriana zu stehen schien. Dann hörte die Zauberin etwas durch die Luft surren, bevor sie unter dem Peitschenhieb aufschrie, der ihren Rücken traf. Zwei weitere folgten, bei denen sie sich besser unter Kontrolle hatte.
"Seit Ihr nun gewillt, den Brief zu schreiben?"
Unverhohlener Spott klang in seiner Stimme mit.
"Lieber lasse ich mich zu Tode foltern, als das ich meinen Mann an Euch verrate. Denn egal, was Ihr versprecht, Ihr werdet es doch nicht einhalten."
Ein weitere Nicken, auf das drei weitere Peitschenhiebe folgten. Hasserfüllt sah Kiriana zu dem Hochmagister, beantwortete seinen spöttisch-fragenden Blick mit einem Kopfschütteln. Sechs weitere Peitschenhiebe erntete sie dafür. Langsam schwand ihr Bewusstsein, geschwächt durch das karge Essen.
"Gib der Dunkelheit nach", erkläng Ayaries Stimme in ihrem Kopf. Sie klang schmerzerfüllt. "Ich werde und hier herausholen. Und dann werden sie büßen für das, was sie und - und vor Allem dir - angetan haben."
Kirianas Verstand war klar genug, das sie erkannte, das Ayarie ihr nichts böses mehr wollte. Und endlich erkannte sie auch, das Ayaries Streben die ganze Zeit nur dem Ziel diente, einen eigenen Körper zu erlangen, doch je länger sie mit der Zauberin verbunden war, desto mehr schien die Dämonin sie... zu mögen. Drei weitere Peitschenhiebe, unter denen sie wieder aufschrie, holten Kiriana aus ihren Überlegungen. Ihr Rücken schmerzte und sie glaubte zu spüren, wie Blut daran hinab lief. Dann folgten die nächsten drei Peitschenhiebe.
"Aufhören!"
Es war Kayrinas Stimme, die verzweifelt durch den blutroten Nebel drang, der sich wieder auf Kirianas Gedanken legte. Kayrinas Stimme, die verzweifelt flehte, selber den Brief schreiben zu dürfen. Stille folgte. Keine Peitschenhiebe mehr. Dann machte man Kayrina die Arme frei und gab ihr Pergament, Tinte und eine Feder.
"Nein... Nicht...", murmelte Kiriana, bevor sie das Bewusstsein verlor.

Kirianas Ohnmacht gab ihr Macht. Ayarie spührte die Verzweiflung, die von ihrer Wirtin ausgegangen war, bevor diese das Bewusstsein verlor. Verzweiflung wegen ihrer Hilflosigkeit. Doch nun war dieser Körper nicht mehr Hilflos. Kirianas Geist war umnebelt, nicht fähig, irgendeinen Zauber zu weben. Doch ihr eigener Verstand war klar wie ein Bergsee. Und ihre magische Macht weit größer als die der Zauberin. Sie genoss es, wie die Magister zusammenzuckten, als ihre Stimme ertönte. Ebenso wie der Folterknecht hinter ihr und die beiden Zauberbrecher zu ihren Seiten. Und die drei, die ebenfalls Angeklagt waren.
"Ihr hättet das nicht tun dürfen. Denn durch als Ihr ihren Geist in Ketten legtet, habt Ihr mich befreit. Ihr solltet Euch bei Kiriana bedanken, das sie mich bisher zurückgehalten hat. Arme, kleine, hilflose Kiriana."
Sie genoss die Kälte in ihrer Stimme, die die Magister erzittern ließ. Und bereute nicht die Liebe, die in ihrer Stimme bei den letzten Worten mitklang. Der funkelnd-leuchtende, tannengrüne Blick traf den Hochmagister.
"Arkay schwor Euch Rache für das, was Ihr seiner Frau angetan habt, doch wird er leider enttäuscht werden. Denn nun habe ich sie auch zu rächen."
Sie lächelte und ohne ein sichtbares Zeichen lösten sich die Fesseln. Elegant landete sie auf dem Boden. Die Magister wichen zurück, denn sie erkannten, das, was auch immer sie ins Essen gegeben hatten, bei ihr keine Wirkung zeigte. Ayarie spührte, das sie fliehen wollten. Doch bevor auch nur einer der Magister die Tür erreichte, schlug ihnen eine Feuerwand entgegen. Zwei der Magister wurden sofort verbrannt, ein dritter fing Feuer und auch sein Leben erlöschte, bevor er sich hatte retten können. Wie zu Eis geworden standen der Hochmagister und die letzten beiden der niederen Magister vor der Flammenwand. Erst, als jener, der Kiriana aus ihrer Zelle holte, von einer Kugel aus Dämonenfeuer eingehüllt wurde, wandten sich die Magister wieder zu Ayarie um. Der Folterknecht und die beiden Zauberbrecher waren ebenfalls nur noch Aschehaufen.
"Arkay ist nicht der Einzige, der gefährlich für Euch ist, Hochmagister." Ein spöttisches und doch gequältes Lächeln. "Dämonenblut sollte man eben nicht unterschätzen." Mit diesen Worten ging der letzte Niedere Magister in Flammen auf. Qualvoll schreiend verbrannte er.
"Erbarmen... Ich... Ich hätte sie doch wieder gehen lassen... Wirklich!"
Verachtung legte sich in den Blick von Ayarie.
"Winsel ruhig um Gnade, Wurm. Doch was du Kiriana, Arkay und Kayrina angetan hast, dafür solltest du ewig im Nether schmoren. Aber dafür bleibt keine Zeit."
Mit einer einfach Handbewegung fing auch der Hochmagister langsam zu brennen an. Verzweifelt flehte er Ayarie an, ihn zu verschohnen, er würde auch nichts von den Geschehnissen hier verraten. Doch die Dämonin beachtete ihn gar nicht. Sie wandte sich von ihm ab, während er Stück für Stück qualvoll verbrannte und betrachtete Fentar, Banadorian und Kayrina. Ihnen schien unwohl zu sein. Und wenn Ayarie ehrlich war, wartete sie nur darauf, das Kiriana wieder erwachen würde. Und der Hochmagister völlig verbrannt war.
Ein letzter Schrei verließ Darnariel Sin'Fandirs Lippen, bevor der Rest seines Körpers von den Flammen verschlungen wurde. Stirnrunzelnd rief Ayarie nach nach Kirianas Geist, doch schwirrte er noch zu sehr im Delurium, um die Kontrolle wieder übernehmen zu können.
Seufzend sprach sie selber einen Zauber, die die Drei Gefangenen befreite. Und Anschließend an eine ruhige Stelle vor den Toren Silbermonds teleportierte. Dann spührte sie, das auch sie von der Wirkung des Mittels angegriffen wurde. Und zusammen mit den Schmerzen, die sich von ihrem Rücken über den ganzen Körper zogen, war es zu viel, um bei Bewusstsein zu bleiben. Das letzte, was sie mitbekam, bevor die wohltuende Dunkelheit sie umfing, war das Gesicht von Kayrina, das sich besorgt übre den zusammenbrechenden Körper ihrer Mutter beugte.

Schmerz. Wieder ließ Schmerz sie erwachen. Dieses Mal im Rücken, nicht im Kopf. Und auch der Ort des Erwachens unterschied sich von dem Letzten. Eine kleine Hütte, hell und freundlich. Die Sonne schien. Stöhnend richtete sie sich auf. Sie spührte einen Verband, der ihren Gesammten Rücken bedeckte. Als sie danach griff spührte sie, das getrocknetes Blut daran klebte. Ihr Blut.
"Mutter?"
Kayrina steckte den Kopf in die Hütte. Dann stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht.
"Du bist wach. Ich... WIR haben uns Sorgen gemacht. Banadorian und ich. Und Fentar. Die Wirkung der Droge hat noch nicht nachgelassen, aber zumindest kannte Fentar sich mit den Kräutern ein wenig aus." Ihr lächeln wich einem besorgten Stirnrunzeln. "Wir geht es dir?"
Kiriana antwortete nicht sofort, horchte lieber in sich hinein. Doch Ayarie war still. Das machte ihr Sorgen.
"Gut", antwortete sie schließlich. "Was ist geschehen?"
Kurz schilderte ihre Tochter die Ereignisse, nachdem die Zauberin das Bewusstsein verloren hatten. Dann fragte sie: "War das die Dämonin? Banadorian und Fentar hatten große Angst, das sie auch würden sterben müssen..."
Kiriana lächelte. "Das war Ayarie, die Dämonin, ja. Sie... hat sich verändert. Wir verstehen uns besser." Sie runzelte die Stirn. "Wie lange.."
"Fünf Tage", beantwortete Kayrina die Frage, bevor ihre Mutter sie zu Ende sprechen konnte. "Ich habe Vater gestern einen Brief geschickt. Er müsste Morgen bei ihm ankommen. Ich habe ihm darin kurz geschildert, was vorgefallen ist und das alles in Ordnung ist."
Schweigen.
"Hast du Ayarie erwähnt? Wenn ja, wird er sich wahrscheinlich dennoch Sorgen machen..."
Die Paladin errötete.
"Habe ich... Wie hätte ich auch sonst unsere Rettung erklären sollen?"
"Recht hast du." Kiriana lächelte verträumt, doch innerlich machte sie sich Sorgen. Sorgen um Ayarie.

_________________
Miss Taifun, Hobbyautorin


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Verfasst: Mo 21. Mär 2011, 20:49 


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