Viele Könige lang gab es auf der Insel Pneros Frieden, eine Situation die bis vor einem halben Jahr anhielt. Der Legende nach erreichte ein reicher Erkunder namens Pneros vor Jahrhundeten besagte Insel und benannte sie nach sich selbst. Während er sich im Norden, bei Bergen und Flüssen ansiedelte, verteilte er unter seinen zwei treusten Gefolgsleuten, Mokar und Gerenos den südlichen Teil der Insel auf. Mokar bekam den Westen, reich an Erzen und mit einer Küste gesegnet mit scheinbar endloser Anzahl von Fisch, Gerenos bekam den Osten, Weideland und Wald, allerdings auch gespikt mit seltsamen Felsen die wie Türme aus dem Boden ragen. Lange bestand Frieden bevor er das erste Mal gebrochen wurde. Die Nachfahren von Mokar und Gerenos hatten ihre Wurzeln vergessen und ernannten sich, hungrig nach Macht, zu Königen. Doch beide Königreiche hatten dem Norden nichts entgegenzusetzen. Der Norden wurde das Königreich Pneros, kaufte die Loyalität der Soldaten der Feinde und beendete somit den Krieg bevor er wirklich ausbrechen konnte. Zwischen Gerenos und Mokar wurde ein Grenzland errrichtet das von der Südküste bis zu den Grenzen von Königreich Pneros reichte. Erst hunderte Jahre später wurde dieser Ort wieder zum Schauplatz für Krieg. Der letzte Nachfahre Pneros' verschwendete den Reichtum seines Königreichs für seine eigenen Gelüste, unterdrückte sein Volk und wurde schließlich mit einer Rebellion belohnt. Gerenos und Mokar witterten ihre Chance und seit besagtem halben Jahr befindet sich die gesamte Insel im Krieg. Anfangs musste das Grenzland leiden, aber es war schnell geplündert und die Aufmerksamkeit beider richtete sich nach Norden. Wer auch immer zuerst den Thron im Norden besetzen kann wird auch den Krieg gewinnen.

An diesem Morgen im Grenzland, knapp über ein halbes Jahr nach Kriegsausbruch wanderte eine Gestalt in schwarzer Rüstung durch eines der niedergebrannten Dörfer. Die Sonne hatte es noch nicht ganz auf den Horizont geschafft und scheinte müde auf die Asche die der Krieg hinterließ. Die Rüstung hielt nur kurz inne bevor sie weiter wanderte. Der Statur nach war sie ein Mann, aber genauso gut hätte es einfach eine laufende Rüstung sein können. Etwas schien ihn.. oder es.. zu locken. Der Geruch von Blut, aber nicht der normale den man hier jeden Tag bekam. Deserteure und Banditen raubten auch die letzten Flüchtlinge aus, schändeten auch die jüngsten Frauen und töteten alles was sie finden konnten.. aber es war nicht der Geruch von "totem" Blut.. es war äußerst frisch. Etwas abseits des Dorfes fand es eine kleine Karavane vor. Männern und Tiere abgeschlachtet, darunter auch ein paar Frauen, die meisten nackt, von anderen wiederum waren nur die Klamotten übrig. Es blieb vor einer Karre stehen. Auf der anderen Seite lebte etwas, jemand. Welches Wesen hatte das Glück für tot gehalten zu werden und so zu überleben?

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Kopfschmerzen. Das war das erste, was die jungen Frau spührte. Unglaubliche Kopfschmerzen. Dann erst kamen die Erinnerungen zurück. Sie roch das Blut und schlagartig wurde ihr übel. Sie versuchte aufzustehen. Vergeblich. Die Ladung des Karrens, neben dem sie gelaufen war, war auf sie gestürzt. Decken waren es hauptsächlich, die irgendjemand hatte retten können. Aber auch Schmuck, die man dazwischen versteckt hatte und ein wenig Geld. Außerdem noch der ein oder andere Kessel.
Mühsam wühlte sich die Frau unter den Decken hervor. Den Rücken dem Karren zugewandt, betrachtete sie mit ausdruckslosem Gesicht das Bild, das sich ihr bot, ohne es wirklich zu sehen. Dann stand sie auf. Ihre langen, rotbraunen Haare fielen in zerzausten Strähnen offen auf ihren Rücken. Wie von einem inneren Impuls geleitet drehte sie sich um und erstarrte, als ihre dunkelblauen Augen den Fremden gewahrten. Lediglich der Wind zerrte noch an ihrem schlichten, braunen Kleid.

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Erst als sich der Wind spontan drehte sprach es mit ihr. "Grüße.. Überlebende." Die Stimme klang wie die eines jungen Mannes. Doch das er sprach erschien trotzdem fremd, sein Helm war fest, keine Öffnungen, es war fast als würde man mit einem Topf sprechen. Nur eine kleine Kante in der Mitte des Helms teilte sein "Gesicht" in zwei Hälften, etwas das wenigstens an eine Nase erinnerte.

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Sir zögerte lange, bis sie ihrerseits eine Antwort gab.
"Wer seid Ihr? Kann ich Euch irgendwie helfen?"
Irgendwie schaffte sie es, den Schrecken ihrer Umgebung auszublenden. Sie dachte nicht an die Leichen der Menschen, mit denen sie die letzten Tage zusammen gereist war, nicht an die zerstörten Wagen und Gegenstände. Irgendwie gelang es ihr, bis auf den Fremden alles aus ihrem Kopf zu verbannen.

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"Ich werde euch aus dem Kriegsgebiet bringen. Wenn ihr es lebend verlassen wollt." Der Mann in dunkler Rüstung stand da wie eine Statue. Komischerweise hörte sich seine Stimme nicht hohl an obwohl er einen Helm aufhatte.

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Verstört sah sie ihn an.
"Aus dem Kriegsgebiet raus? Das wäre zu schön um wahr zu sein."
Verträumt glitt ihr Blick an dem Fremden vorbei in die Ferne, bevor sie plötzlich den Kopf schüttelte.
"Und was ist der Preis dafür? Ich habe nichts, das ich Euch geben könnte. Was wollt Ihr dafür haben?"

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"Ihr habt nichts. Ich brauche nichts." Er legte den Kopf leicht schief.

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Sie sah ihn verwundert an.
"Und warum wollt Ihr mir helfen? Was habt Ihr davon?
Ihr Blick veränderte sich, als wäre ihr gerade ein Gedanken gekommen.
"Warum ich?"

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"Alleine zu Reisen ist langweilig." Er blieb eine Minute still. "Und ihr seid die einzige Person in großem Umkreis die noch lebt und kein Räuber ist."

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Darauf wusste die junge Frau nichts zu erwidern. Wahrscheinlich hatte der Fremde Recht. Dennoch, es erschein ihr seltsam.
"Eurer Definition nach müsstet Ihr selbst entweder tot oder ein Räuber sein. Und selbst wenn Beides nicht der Fall ist... Welche Garantie habe ich, das Ihr nicht lügt?"
Misstrauen lag in ihrem Blick - aber auch der Wunsch, ihm einfach glauben zu können.

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