Wie von der Tarantel gestochen starrte Elias seinen Gesprächspartner an. Er war so erschrocken, dass er fast geschossen hätte, doch damit hätte er wohl nur die Matratze und seine eigenen Füße getroffen. Sein Mund klappte auf und wieder zu. Ein Vampir? Vampire gab es doch nur in Märchen und Horrorgeschichten. Und dennoch, dieser irre Mann ließ einfach so sein Glas schweben. Seine Kehle schnürte sich zusammen und er hatte das Gefühl, als müsse er sich auf das Bett übergeben, doch er beruhigte sich wieder und seine Hände begannen zu zittern. Die Pistole glitt aus seiner Hand und landete zwischen seinen Beinen. Kein Sonnenlicht mehr ... und er sollte nun Blut trinken müssen? Wieso ... "Warum ... Hast du mir das angetan?", fragte er, seine Augen riesengroß und hasserfüllt. "Warum hast du das getan?!"

Nathanial hatte mit vielem gerechnet... Einem Schuss, einem Fluchtversuch, Unglauben, ein körperlicher Angriff... aber nicht mit dem Hass, der in Elias Blick steckte. Er verstand nicht, was den Polizisten so aufregte, was diesen Hass rechtfertigte. War er selber etwa schon zu lange ein Vampir, das er nicht mehr wusste, wie kostber den Sterblichen das Leben war? Völlig irritiert starrte er Elias an.
"Warum...? Weil es sein muss... Weil du zu mir gehörst."
Der Grund klang verrückt. Das erkannte selbst Nathanial. Und doch war es die Wahrheit. In dem Moment, in dem er überlegt hatte, Elias zu verwandeln - da war das nicht mal ein ernsthafter Entschluss gewesen - hatte er gewusst, das sie beide zusammen gehörte. Das sie Brüder der Nacht werden mussten.
"Du bist meine Sonne und mein Herz. Du bist der beste Wein und die süßeste Verlockung. Du bist mein Gefährte, wenn der Vollmond am Himmel steht und mein Gesprächspartner, wenn das Licht uns in die Häuser treibt. Du bist mein Sohn und mein Bruder und noch viel mehr."
Besser konnte er nicht ausdrücken, was er für diesen Mann empfand. Leise fügte er noch hinzu: "Und ich weiß nichteinmal, wie du heißt."

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Miss Taifun, Hobbyautorin

Elias kämpfte mit sich, aber schließlich schaffte er es, den Mund wieder zu schließen, bevor noch Fliegen hineinflogen. Er spürte, wie er immer stärker wurde. Noch wollte er die Telekinesesache nicht ausprobieren. Es war zu seltsam. Aber langsam wurde der Schock weniger und seine Wut stärker. Elias deutete mit dem Zeigefinger auf den Vampir und verzog das Gesicht. "Und wenn ich das zweite Ei an deinem Sack wäre, nicht mit mir! Schonmal etwas von Einverständnis gehört?" Er dachte gar nicht daran, diesem Freak seinen Namen zu nennen. Stattdessen beschimpfte er ihn lieber eine Weile um seine Angst und Unsicherheit zu tarnen. "Was hast du mit mir vor?"

Nathanial sagte nichts. stattdessen sah er Elias nur verletzt an. Es verstand einfach nicht, was den Polizisten derart in Rage versetzte. Sah er denn nicht das Geschenk, das er erhalten hatte?
"Ich werde dich lehren, deine Fähigkeiten richtig einzusetzen. Und wie du dich Nachts am Besten verhälst. Und ich werde dein treuer Gefährte sein, damit du nicht alleine in der Nacht umherstreifen musst." Er zögerte, bevor er fortfuhr. "Außer es ist genau das, was du willst. Ich lasse dich gehen. Wenn es dein Wunsch ist, dann nimm deine Waffe und geh durch die Tür, doch dann wirst du untergehen, denn du kennst das Nachtleben nicht, wie wir Vampire es tun..."
Sein Herz schmerzte bei den letzten Worten und er war sich sicher, das Elias nun gehen würde. Er würde ihn nie wiedersehen. Angst kroch durch seine Gedanken.

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Untergehen ... Elias fühlte sich jetzt schon, als hätte man ihn mit Betonklötzen in einen Abgrund gestoßen. Er war ein verdammter Polizist, der Menschen helfen sollte, für sie einstehen - und jetzt sollte sein gesamtes Leben sich verändern, weil dieser Bastard Lust darauf hatte seine Krankheit weiterzugeben? "Ich will ein Heilmittel", blaffte er, noch immer wütend, noch immer verzweifelt, weil dieser Mann seine Existenz vernichtet hatte, alles, was er sich jemals aufgebaut hatte. Und wenn er jetzt superstark war und unsterblich, na und? Er war ein Monster. Er war krank. Dieser Nathanial oder wie er hieß hatte ihm eine Pistole an den Kopf gehalten und abgedrückt, nur leider lebte er immernoch, um sich die Show zu Ende anzusehen. "Ich will das nicht. Ich will dich nicht. Gib mir einen Grund, wieso ich mir nicht hier und jetzt die Pistole in den Mund schieben sollte."

"Es gibt kein Heilmittel", meinte Nathanial ruhig. "Aber es gibt immernoch Dinge, für die es sich lohnt zu leben. Lass mich dir meine Welt zeigen, und dann lasse ich dich noch einmal entscheiden, ob du dieses Leben nicht willst."
Er trat einen Schritt auf Elias zu.
"Am Anfang ist das alles natürlich verwirrend. Das war es für mich auch. Aber man gewöhnt sich an die Vorzüge des zweiten Lebens. Alles, was du bisher warst und alles, was du bisher hattest, wird bedeutungslos sein. Vertrau mir."

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Wie? Wie sollte er dieser Person vertrauen, die sein Leben bereits ohne zu fragen in die eigenen Hände genommen hatte? War Vertrauen in jemanden nicht die Gewissheit, dass er ihm nichts antun würde? Für Elias war Nathanial im Moment die am wenigsten vertrauenswürdige Person. Andererseits ... Hatte er eine Wahl? Wenn stimmte, was diese Person sagte, dann hatte er alleine sowieso keine Chance da draußen. Was, wenn es mehrere von diesen Vampiren gab? Hatte er überhaupt noch etwas zu verlieren? "Okay ... Was willst du mir zeigen? Ich werde dir nicht vertrauen, aber ich habe wohl keine Wahl, wenn ich überleben will ..."

Nathanial reichte ihm die Hand, um ihm vollständig aufzuhelfen. Der erste Schritt war getan und um sein Herz wurde es ein wenig leichter. Der Wein müsste mittlerweile auch genug Wirkung entfaltet haben, um ihn wieder normal gehen zu lassen.
"Zuersteinmal brauchst du Nahrung." Er lächelte verständnisvoll. "Keine Sorge, ich werde dir keinen Menschen vorsetzen. Tiere eignen sich genau so gut, wenn es darum geht, den Durst zu stillen."
Wenn Elias die Hand ergriff - oder ohne seine Hilfe aufstand - würde er ihn zu einem Raum in dem Apartment führen, in dem ein Hund saß. Kein hübscher Hund. Ein struppiger, grauer Rüde, der so aussah, als wäre er mal überfahren worden.

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Noch etwas wackelig, aber schon deutlich stärker als zuvor folgte Elias seinem neuen ... Lehrmeister? ... in ein Nachbarzimmer und blickte auf seine erste Nahrungsquelle. Niemals hätte er gedacht, dass er gleich zu Beginn ein Tier würde töten müssen. Was, wenn er gar nicht wirklich ein Vampir war und nun zu satanistischen Ritualen überredet wurde? Doch gleichzeitig löste der Anblick seiner "Beute" etwas Eigenartiges bei ihm aus. Seine Kehle fühlte sich trocken an, so als hätte er schon seit Ewigkeiten nichts mehr getrunken, sein Magen zog sich hungrig zusammen und seine Zähne fühlten sich plötzlich überdeutlich groß in seinem Mund an. Er hatte das Verlangen sie in dieses Tier zu schlagen, doch seine rationalen Gedanken kämpften dagegen an. "Ich ... ich kann es nicht ... Ich kann nicht ...", stammelte er, und drückte die Hand gegen seinen Mund, als müsste er sich physisch davon abhalten, das unschuldige Wesen nicht anzuspringen. Egal wie hässlich und zerfleddert ... dieses Wesen lebte!

Nathanial nickte verständnisvoll.
"Das erste Mal ist immer das Schwerster. Lästige, menschliche Normen, die einem aufgedrückt werden." Ein seufzen entfuhr seinen Lippen. "Isst du Fleisch?", fragte er dann, als wäre diese Frage das normalste auf der Welt und die Situation nicht so völlig abnormal. Nun, aus seiner Sicht war sie das auch nicht, aus der von Elias wohl schon eher.

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