Sein Atem brannte in seiner Luftröhre, als würde er den Smog der Großstadt beim Laufen noch brennend von den Fabriköfen inhalieren. Die Beine schlugen schmerzhaft auf dem Pflaster auf und seine Luftzüge gingen stoßweise, wie bei einer Lokomotive in voller Fahrt. Mit zusammengekniffenen Augen hastete Elias Darwin hinter seinem Verdächtigen her, wobei der Nebel Londons und der dichte, regnerische Vorhang, der Englands Klima zu Eigen war, seine Suche noch erschwerten. Durch die hupenden Autos und das entferne Gesumme der Pubs konnte er nicht einmal die laut platschenden Schritte hören, die der Verfolgte verursachen musste - nur seine eigenen. Der Mond schien auf ihn herab, eine volle Kugel, und vermischte sich mit dem goldenem Licht der Straßenlaternen zu einem Regenbogen an Edelmetallen, so dass die Abzeichen auf seiner Uniform nur so blitzten. Die Pistole lag schwer in seiner Hand. Dennoch war der Rücken des Verdächtigen einfach nicht in seiner Schussbahn ... Er konnte ihn nicht zur Strecke bringen, musste sich beeilen, ihn irgendwie einholen. Weder Rufe noch ein Warnschuss hatten ihren Zweck getan, und so hechtete er nun durch die dunklen Gassen der Stadt, auf der Jagd nach etwas, was nicht mehr als ein Schatten zu sein schien.

Entwischt. Sein Opfer war ihm entwischt und war einer Polizeistreife direkt in die Arme gelaufen. Der hatte das Opfer natürlich direkt erzählt, das jemand es belästigte, hatte die Kratzer am Hals vorgezeigt. Während der eine Polizist die Aussage der Frau aufnahm, versuchte der andere ihn zu finden und zu stellen. Ein Lächeln huschte über Nathanials Lippen. Nun gut, er hatte schon immer ein Talent dafür, zu improvisieren. Dieser Polizist war genau so geeignet, wie die Frau. Und suchte freiwillig die Konfrontation mit ihm. Einfache Beute.
Nathaniel nutzte seine Ortskenntnisse, um direkt in eine Sackgasse zu laufen. Dort stand er, mit dem Rücken zu seinem Verfolger. Der Regen fiel auf seinen dunkelgrauen, halblangen Mantel und das braune Haar. Er ließ die Schultern hängen, als wäre er enttäuscht über das Ende seiner Flucht. Ohne sich zu rühren stand er dort und wartete auf das, was der Polizist tun würde.

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Miss Taifun, Hobbyautorin

Sein Verfolger dachte, dass er ihn in die Enge gelockt hatte, doch Elias kam es eher so vor, als würde er den Schatten, dem er hinterherhetzte in eine Sackgasse treiben. Vielleicht war das ja seine Absicht gewesen, damit er sich in Sicherheit wiegen konnte, aber im Moment interessierte den Polizisten all das nicht. Er hatte sich bereits in die Verfolgung des Verbrechers hineingesteigert und konnte sich kaum noch vorstellen, ihn einfach gehen zu lassen oder ihn sogar im Nebel der Großstadt zu verlieren. Es kam ihm daher sehr gelegen, dass sie letztendlich doch noch zum Stillstand kamen und er sich am Eingang der Sackgasse platzieren konnte. Mit erhobenen Armen richtete er die Waffe auf den Entflohenen und erhob die Stimme laut, so dass sie von den engen Wänden des Ganges widerhallte und der scharfe Befehlston durch die dicke, feuchte Luft schnitt wie eine Klinge aus Ton:
"Keine Bewegung!"

Ein Lächeln glitt über die gepflegten Züge des Mannes, was der Polizist allerdings nicht sehen konnte. Reglos blieb Nathanial stehen.
"Aber Constable", erwiderte er dann mit angenehm weicher Stimme. "Wie wollen sie mich denn festnehmen, wenn ich mich nicht überhauptnicht bewegen darf?"
Ein spöttischer Unterton lag in seiner Stimme. Ruhig wartete Nathanial ab. Ein paar Schritte nur zu viel Raum zwischen ihnen...
"Außerdem ist es unhöflich, wenn ich Sie nicht ansehe. Ich werde mich nun langsam umdrehen. Bitte schießen sie nicht."
So, wie er sprach war es kaum vorstellbar, das dieser Mann jemandem etwas angetan haben sollte. Behutsam hob er beide Hände, um zu zeigen, das sie leer waren, bevor er sich umdrehte. Unter dem Mantel, den er vorne offen trug, konnte man einen schneeweißes Hemd sehen. Dazu trug er eine elegante, schwarze Hose. Das lange Haar fiel gepflegt auf seine Schultern. Insgesammt wirkte er wie ein zuvorkommender, ehlicher Edelmann. Das Lächeln war von seinem Gesicht verschwunden. Stattdessen wirkte er ein wenig eingeschüchtert.

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Machte er sich über ihn lustig? Elias umschloss den Griff seiner Waffe noch etwas fester, um zu kaschieren, dass ihn die ruhige, furchtlose Art des Mannes aus der Fassung brachte. Er nahm sich fest vor, dass er diesen Kerl nicht auf seiner Nase herumtanzen lassen würde. Niemand gab sich so unbewegt, wenn er kein Ass im Ärmel hatte. Er musste vorsichtig sein. Als sich der Mann schließlich umdrehte, runzelte er die Stirn und verlagerte das Gewicht auf seinen Beinen, stand dann jedoch wieder fest auf der Stelle und schluckte. "Hände über den Kopf und auf den Boden mit Ihnen!"

"Auf den Boden?"
Ein Hauch von Furcht zuckte über Nathanials Gesicht.
"Ist das wirklich nötig?"
Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch der Gedanke, sich auf den Boden zu legen, in den Dreck, wo er in seiner Bewegung deutlich eingeschränkter wäre, machte ihm Angst. Er war nicht so dumm zu glauben, den Menschen immer überlegen zu sein. Seine Maske aus Selbstbeherrschung bröckelte und seine Augen huschten kurz umher, in der Hoffnung, doch noch einen Fluchweg zu sehen.

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Auf der Polizeiakademie hatte man Elias beigebracht, dass man keine Verdächtigen unterschätzen sollte, egal wie dünn sie waren und egal wie mitleidig sie aus der Wäsche guckten. Zwar stellte er sich ihm mehr oder weniger friedlich, doch der Polizist hatte keine Absichten, seine Wachsamkeit gegenüber dem Unbekannten sinken zu lassen. Mit erhobener Waffe kam er auf ihn zu und richtete sie direkt auf die Brust des Eingekesselten, so dass sie nur noch einige wenige Schritte voneinander trennten. "Ich wiederhole mich nicht noch einmal."

Ruhig bleiben, Nathanial, sagte sich der Mann, während er den Boden ansah und sich dann langsam hinlegte. Noch einmal huschte sein Blick umher, blieb kurz an einem Stein haften, bevor er letztendlich zu Boden glitt. Ein grimmiges Lächeln stahl sich auf seine Lippen, doch das konnte Elias nicht mehr sehen. Schließlich lag Nathanial im Dreck, er spührte, wie sich sein Hemd mit schlammigem Regenwasser vollsog und zog eine Grimasse. Er legte die Hände auf den Kopf und wartete darauf, das der Polizist näher kam.

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Letztendlich hatte er sich also doch noch dazu entschieden, dem Gesetz zu gehorchen und sich zu stellen. Zufrieden verstaute Elias seine Waffe wieder am Hüftholster und machte sich daran, sich auf den Unterleib des Liegenden zu setzen, um ihm dann die Hände in Handschellen zu fesseln. Würde das klappen, so hatte er vor, ihn eng an sich zu ziehen und vor sich herzutreiben, wo er ihn dann letztendlich den ganzen verdammt langen Weg zurückbringen, ins Auto bugsieren und ins Revier schmeißen würde. Das wäre das Ende seiner Schicht. Und dann konnte er sich einen Taco aus seinem Kühlschrank aufwärmen und ein Bierchen genießen ...

Elias Gedanken an seinen Feierabend wurden jedoch unterbrochen, als ihn plötzlich etwas hart an der Schläfe traf. Nathanial hoffte, es wäre hart genug, um dem Polizisten zumindest kurzzeitig das Bewusstsein zu rauben. Töten würde es ihn auf keinen Fall. Ein kleiner Moment... Das würde schon reichen, um sich unter ihm hervorzuziehen und dann seinerseits mit übermenschlicher Kraft seinen Gegner zu Boden zu drücken. Und wenn er ersteinmal am Boden lag, würde der unauffällige, junge Mann seine langen, spitzen Eckezähne in den Hals des Polizisten treiben, um sich an dessen Blut gütlich zu tun.
Und da kam Nathanial eine Idee. Warum nur sein Blut genießen? Dieser Mann hatte Mut bewiesen. Mit einem Mal spührte er den unbändigen Wunsch, den Polizisten zu seinesgleichen zu machen, um sich an seiner Gesellschaft erfreuen zu können.

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