Auch Tarek war äußerst angespannt, denn er wusste wie die Wachen darauf reagieren würden. Viel schlimmer als sie absichtlich zu reizen war es nämlich, wenn man ruhig blieb. Seine Ahnung bewahrheitete sich sofort, als der, der gesprochen hatte, den Teller der vor der Elfe stand mit einer betont lässigen Handbewegung vom Tisch stieß und sich tiefer beugte, sodass sein Gesicht direkt vor ihrem schwebte. "Für meinen Geschmack verschwindest du nicht schnell genug, Elfenweib. Hab ich Recht Jungs?", fragte er an seine Kameraden gewandt und erntete sofort zustimmendes Gegröhle. Die anderen Anwesenden schwiegen betroffen.

Mit Hasserfülltem Blick sah Taleris dem Mann nun direkt in die Augen.
"Ihr solltet Eure Zunge hüten, wenn Ihr nicht wollt, das man sie Euch abschneidet, Mensch." Langsam erhob sie sich und mit einer schnellen Handbewegung hatte sie das Schwert, das sie ergriffen hatte, vom Armband gelöst. "Entweder, ihr trinkt nun in Ruhe Euer Gesöff", meinte sie mit gefährlicher Kälte in der Stimme, "Oder ich zeige Euch, das man sich nicht so leichtfertig mit unsereins anlegen sollte."
Sie entfesselte einen Teil ihrer Magie, was das Minischwert dazu veranlasste, auf normale Größe zu wachsen und ruhig in ihrer Hand zu liegen. Die Klinge war schlank, wie bei einem klassischen Elfenschwert, doch auch ein betrunkener Mensch würde wohl sehen, das sie nicht die Statur einer Schwertkämpferin hatte - dafür fehlte es ihr an Muskeln. Wenn überhaupt würde sie das Schwert also nicht lange schwingen können. Nichtsdestotrotz schien sie sich ihrer Sache sicher zu sein und die betrunkenen Menschen nicht zu fürchten.

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Das war mehr Provokation als die Soldaten benötigten. Sofort zogen alle drei ihre Schwerter, und während der Kopf der Bande einen Schritt zurück machte, schlossen sie anderen beiden schnell auf. Die Magie der Elfe beunruhigte sie nicht, schließlich war jeder einzelne Soldat des Ordens im Kampf gegen Magier geschult worden. Ihre Rüstungen widerstanden fast allen Arten von Zaubern, egal ob Blitze oder Flammen, und vor einer zierlichen Elfe mit einem Schwert hatten sie schon gar keine Angst. Die Elfe würde alle drei töten müssen, wollte sie nicht selbst getötet oder als misshandeltes Häufchen Elend in der Gosse enden wollen. Jetzt galt es, Tarek machte sich bereit einzugreifen falls es zum Kampf käme.

Kurz huschte der Blick der Elfe über die drei Männer, bevor sie ihr Schwert einfach losließ und nach zwei weiteren Schwertern an ihrem Armband griff. Das erste Schwert blieb auf Grund der Magie einfach in der Luft schweben. Zwei weitere Schwerter folgten dem ersten. Eines war ein großer Zweihänder, das andere ein gewöhnliches Kurzschwert. Schließlich schwebten alle drei abwehrend vor der Elfe, die konzentriert die Soldaten im Auge behielt, bereit, Angriffe mit ihren Schwertern abzuwehren.

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Damit hatten die Soldaten wahrlich nicht gerechnet. Nicht nur, dass sich die Elfe nicht hatte einschüchtern lassen, nein, sie stellte sich auch noch als äußerst wehrhaft heraus. Rückzug kam aber natürlich nicht in Frage, nachdem sie so weit gegangen waren. Schließlich fasste sich einer der drei ein Herz und rannte brüllend und schwertschwingend auf sie zu.
Tarek entspannte sich wieder, zumindest ein wenig. Offenbar hatte er die zierliche Elfe unterschätzt, ein Fehler, den man bei den Damen ihrer Rasse viel zu häufig beging. Jetzt war er gespannt wie sich die Situation auflösen würde, und auch die restlichen Anwesenden schienen einerseits gespannt, andererseits besorgt. Selbst der Wirt, der mit roter Nase plötzlich hinter dem Tresen aufgetaucht war, beobachtete die Szenerie aufmerksam.

Der Kampfstil der Elfe bestand in erster Linie darin, die Angriffe des Gegners ins Leere laufen zu lassen. Mit den Schwertern hielt sie die Männer auf Abstand, in dem sie die Angriffe parrierte und ablenkte, während sie selbst sich eher zurück hielt und nur bei Bedarf auswich. Hochkonzentriert leistete sie dem einen direkten Angreifer keine Angriffsfläche, während sie selber nach einer Schwachstelle suchte, die sie schließlicht auch fand: Nach einem fehlgeschlagenen Hieb traf der Knauf eines ihrer Schwerter die Hand des Mannes, woraufhin ihm diese für einen Moment den Dienst versagte. Ein Moment, der reichte, um das Schwert fallen zu lassen und ein andere an der Kehle zu haben. Herrausfordernd sah die Elfe die anderen beiden Männer an.

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Diese zögerten nicht lange und stürzten sich gemeinsam auf die Elfe. Während also auch sie mit hoch erhobenen Schwertern losrannten, nutzte der erste Angreifer den Moment und ließ in seiner unverletzten Hand einen Feuerball entstehen, um ihn seiner Gegnerin direkt in's Gesicht zu feuern. Eigentlich war es strengstens untersagt Magie ohne vorherige Erlaubnis zu wirken, aber keine scherte sich so Recht darum, vorallem nicht wenn es dabei um Elfen ging. Erneut machte sich Tarek zum Angriff bereit, langsam drohte die Situation zu eskalieren und er würde nicht zulassen, dass andere Zivilisten in den Kampf mit hineingezogen wurden.

Ein leiser Fluch in elfischer Sprache verließ die Lippen der Elfe, als sie gerade so eben den beiden Angreifern auswich und nebenbei mit dem Kurzschwert, das gerade noch die Kehle des Menschen berührt hatte, den Feuerball abfing, was dazu führte, das das Schwert glühend zu Boden fiel. Auch die Konzentration auf die anderen beiden Schwerter ging verloren, sodas diese ebenfalls fielen. Mit einem weiteren Satz brachte sie sich aus der unmittelbaren Reichweite der Soldaten. Sie musste an ihre Schwerter kommen, sonst war sie Schutzlos... Zumindest ihr Elfenschwert brauchte sie wieder. Rasch hechtete sie durch den Raum, weiteren Angriffen ausweichend und schlitterte die letzten paar Meter über den Boden, bevor sie eine Rolle machte und rasch das Elfen- und das Langschwert berührte, woraufhin sich beide wieder in die Lüfte erhoben. Das Kurzschwert glühte noch von dem abgefangenen Feuerball. Sie würde es wohl zurücklassen müssen. Immerhin befand sie sich nun zwischen den Soldaten und dem Ausgang. Ihr Blick huschte durch den Raum, hielt kurz an dem Wirt, woraufhin sie ein paar Goldmünzen aus ihrem Beutel nahm und mit einem magischen Schleier, der sie unsichtbar machte, durch den Raum gleiten ließ, um auf dem Tresen des Wirtes wieder Gestalt anzunehmen. Wenn alles gut ging, würde sie den Soldaten entkommen können. Wären sie nur mit ihren Schwertern bewaffnet gewesen, so hätte Taleris sie mit Sicherheit besiegt, doch Magie war schwerer abzuhalten und forderte zu viel Konzentration.

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Damit war sein Zeitpunkt gekommen. Er hatte keine Lust abzuwarten, ob sie den Soldaten wirklich entkam, sie war in Bedrängnis und wenn er noch länger gewartet hätte, hätte es zu spät sein können. Schnell stand er auf, stieß sich von seinem Stuhl ab und landete mit einem weiten Satz direkt vor einem der drei Angreifer. Dieser hatte keine Zeit zu reagieren, denn schon einen Sekundenbruchteil später war Tarek wieder in der Luft und trat dem Soldaten mit übermenschlicher Kraft gegen die Schläfe, sodass er ein paar Schritte durch den Raum flog, gegen die Wand prallte und in sich zusammen sackte. Noch bevor die beiden anderen realisiert hatten was vor sich ging, griff er nach der Hand der Elfe und zerrte sie mit sich nach draussen. Dabei rutschte ihm die Kapuze vom Gesicht und als sich gerade die Tür hinter ihm schloss, hörte er es von drinnen rufen: "Das war er! WIR HABEN IHN GEFUNDEN!" Tarek grinste die Elfe an während er sie weiter zerrte, aus dem Gasthaus und die Hauptstraße hinunter. "Tut mir Leid, normalerweise bin ich nicht so grob."

Unter anderen Umständen hätte die Elfen ihren Zorn wohl nen gegen Tarek gerichtet, doch in diesem Fall kam ihr die Hilfe gerade Recht. Das Eingreifen des Mannes hatte für genug Irritation gesorgt, das sie unbeschadet entkommen konnten. Der Verlust des Kurzschwertes war nicht sonderlich schmerzlich, ihre wertvollsten Waffen hatte sie nichteinmal angerührt in diesem Kampf. Allerdings war der Vorfall gut als ärgerlich zu bezeichnen. Irgendwie mussten sie hinter die Soldaten kommen, die die Eingänge des Tals bewachten. Andernfalls hatten sie beide wohl ein großes Problem, denn ihr Helfer schien genau derjenige zu sein, wegen dem diese verdammten Soldaten überhaupt hier waren.
Das Dorf war nicht groß und so hatten sie seinen Rand bereits erreicht, als die Soldaten gerade erst aus der Taverne stürzten. Geistesgegenwärtig drückte Taleris den Menschen an die Rückseite eines Hauses, bevor sie ihren Verschleierungszauber über sie beide warf. Solange sie sich nicht rührte oder ihre Konzentration anderweitig gestört wurde, wären sie für menschliche Augen nicht sichtbar.

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