Nachdem Taleris ihn an die Wand gedrückt und ihren Zauber gewirkt hatte lächelte Tarek erneut, während die Wachen wie von der Tarantel gestochen durch das Dorf heizten, um ihrem Offizier von ihrem Fund zu berichten. Die Elfe und der junge Mann standen da, als ob sie sich gleich küssen wollten, doch Tarek wusste, dass er diesen Gedanken im Moment besser für sich behielt. Um in seiner Tarnung nicht aufzufallen, flüsterte er, als er sagte: "Das wäre vielleicht ein passender Moment um unsere Optionen in dieser Situation auszuloten. Die Hauptstraße wird nur von der halben Truppe bewacht, aber wenn diese drei Vollidioten erstmal Alarm geschlagen haben, ist es hier nirgendwo mehr sicher. Wir müssen hier ganz schnell verschwinden."

Taleris nickte leicht. Sie überlegte selbst schon, was sie machen konnten. Der Verschleierungszauber kam nicht in Frage, er kostete zu viel Konzentration, selbst im Unbewegten Zustand. Ein Tarnzauber wäre ihr zwar möglich, jedoch nicht auf zwei Personen gleichzeitig. Auch das würde wieder nur gelingen, solange sie ruhig saßen, doch auf einer Kutsche oder ähnlichem mitzureisen wäre wohl derzeit nicht möglich. Da die Soldaten nun wussten, das der Gesuchte hier war, würden sie so schnell auch nicht wieder abreisen. Sich den Weg freikämpfen wäre ein Selbstmordunterfangen. Da ihr nichts einfiel sah sie den Menschen nur fragend an.

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Als keine Antwort kam legte er den Kopf schief und dachte einen Moment nach. Auch er wog ihre Möglichkeiten ab, kam aber zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Schließlich nahm er die Elfe erneut ohne Vorwarnung an der Hand, diesmal jedoch etwas sanfter, und führte sie schnell durch eine kleine Seitengasse. Zum Glück kannte er die Gegend recht gut, mit Sicherheit besser als die Soldaten und nachdem sie ein paar weitere Gässchen durchquert hatten, gelangten sie zu einem alten, offenbar unbewohnten Haus. Die Fenster waren allesamt mit Brettern dicht gemacht worden und die Tür war unverschlossen, also führte er sie hinein, schloss die Tür wieder und atmete erst einmal tief durch. Hier wären sie sicher, zumindest für den Moment, bis sie sich etwas besseres überlegt hatten.

Kaum das der Mensch sie weiterführte, brach Taleris' Konzentration. Überrascht folgte sie ihm und hoffte, das sie den Soldaten nicht in die Arme laufen würden. Und tatsächlich hatten sie Glück und erreichten das Haus unbehelligt. Erleichtert lehnte sie sich gegen eine Wand und schloss die Augen. Es gab Orte, an denen sie sich wohler fühlte, als in menschlichen Häusern, die noch dazu so uneinladend verriegelt waren, doch wahrscheinlich war das hier gerade der sicherste Ort - bis die Soldaten ihn finden und durchsuchen würden. Sie würden sich also rasch etwas überlegen müssen.
"Wir werden wohl warten müssen, bis es Nacht ist. Einerseits können wir uns dann besser bewegen, andererseits werden einige der Soldaten dann ruhen", meinte sie. "Vielleicht entdecken wir eine Lücke in ihrer Überwachung."
Sie klang nicht sehr zuversichtlich. Sie standen Magie gegenüber und ihre eigene Magie würde ihnen auch nicht helfen können.

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"Sieht so aus als ob wir keine andere Wahl hätten, hm?" Mit einem langen Seufzer griff er in seine Westentasche und zog einen kleinen, mit Tabak gefüllten Lederbeutel heraus. Er nahm einen kleinen Haufen des stark riechenden Krauts und wickelte ihn in ein getrocknetes Blatt, steckte sich das Ergebis in den Mund und entzündete das ganze mit einem Fingerschnippen. Genußvoll zog er an der Zigarette. Es fiel auf, dass er dabei selbst in fast völliger Dunkelheit sehr präzise vorging, ein paar Handbewegungen die völlig automatisiert vonstatten gingen. Nur durch den Türspalt fiel ein wenig Licht. Das Haus war das einzige leerstehende Gebäude im Dorf, also hätten sie vermutlich nicht viel Zeit. Umso wichtiger war es für Tarek, die Verschnaufpause zu nutzen. Also fragte er: "Also, da wir im Moment sowieso Zeit totschlagen müssen - wer bist du eigentlich, und was treibst du in dieser Gegend?" Tarek verzichtete auf die höfliche Anrede, er hielt nichts von derlei Gepflogenheiten.

Taleris zögerte, bevor sie antwortete. Einerseits, weil sie den Tabakgeruch verabscheute und überlegte, ob sie sich mit sojemandem überhaupt abgeben sollte, andererseits weil sie nicht wusste, wie sehr sie ihm vertrauen durfte und was sie ihm bedenkenlos verraten konnte. Trotz dessen, das er ihr geholfen hatte, konnte es immernoch eine Falle sein. Den Menschen traute sie eine solche Hinterhältigkeit zu. Das alles hätte auch eingefädelt worden sein können, um Geheimnisse aus ihr herrauszulocken. Daher war ihre Wortwahl sehr vorsichtig, als sie schließlich antwortete.
"Mein Name ist Taleris Silberglanz. Ich war im Westen, um dort Dinge zu besorgen, die wir in unserer Heimat nicht haben und war nun auf dem Rückweg. Offensichtlich zu einem sehr schlechten Zeitpunkt." Sie lächelte sacht. Mit ihrem Namen würde er nichts anfangen können, dafür war sie zu jung, ihre Name hatte bisher kaum Bedeutung, was einer der Gründe war, wieso man ihr diese Reise gestattet hatte. Zudem beantwortete ihr Satz seine Frage, ohne die genauen Gründe zu verraten.

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Tarek bemerkte, dass Taleris versuchte sich besonders vage auszudrücken, aber er ging nicht weiter darauf ein. Er wusste sehr gut wie der Orden mit Elfen umging und war daher nicht überrascht, dass sie ihm misstraute. Allgemein waren die Beziehungen zwischen Menschen und Elfen seit einigen Jahren mehr als angespannt und man konnte es ihnen nicht verübeln, wenn sie lieber unter sich blieben. Dennoch, irgendetwas faszinierte ihn an dieser speziellen Elfe. Nicht nur ihre ausgesprochene Schönheit, nein, es war etwas an ihrer Art. Vielleicht war es die Art und Weise wie sie mit ihrer Situation umging, vielleicht aber auch einfach die Stärke, die sie im Angesicht der Gefahr demonstriert hatte.
"Verstehe ... Dann sollte ich mich wohl auch mal vorstellen. Ich bin Tarek und wie du zweifellos festgestellt hast ebenso wenig beliebt wie du. Eigentlich wollte ich erst meine Vorräte aufstocken bevor ich abreise, aber dafür ist es jetzt ja wohl zu spät. Du willst also nach Hause, nehm' ich an? Das könnte kompliziert werden. Wie ich gehört habe sind alle Straßen nach Osten blockiert."

Taleris seufzte. Soetwas hatte sie schon geahnt. Dennoch lächelte sie entschlossen.
"Ich werde schon einen Weg finden, genauso, wie wir einen Weg hier herraus finden werden", meinte sie dann. Irgendwie war sie froh, nicht allein zu sein. Jemanden da zu haben, dem sie vielleicht sogar irgendwann vertrauen könnte. Auch, wenn es nur ein Mensch war.

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Da war sie wieder, diese Stärke die Taleris demonstrierte und Tarek beinahe sprachlos machte. Er war bisher aus vielen scheinbar ausweglosen Situationen entkommen, dennoch imponierte ihm dieser ungebrochene Optimismus. Schließlich nickte er lächelnd, drückte seine Zigarette auf dem Fußboden aus und warf sich seine Kapuze über, falls sie schnell aufbrechen mussten. Eine Frage blieb jedoch unbeantwortet: sie hatte mit Sicherheit die Reaktion der Wachen auf sein Eingreifen bemerkt, interessierte es sie nicht, warum er eigentlich verfolgt wurde? Ihm kam ihre fehlende Neugier natürlich nur zugute, trotzdem, in ihm regte sich der Hauch eines schlechten Gewissens. Nur seinetwegen war der Orden in diesen Ort gekommen.

"Nun, also", meinte Taleris nach einer Weile, in der Schweigen zwischen den Beiden geherrscht hatte. "Ich bezweifel, das wir uns bis Anbruch der Nacht hier verstecken können. Wenn sie uns sonst nirgens finden werden sie das Dorf durchsuchen und diesen Ort sicher nicht unbemerkt lassen."
Sie begann, sich ein wenig umzusehen, was mit den geringen Lichtverhältnissen hier nicht ganz einfach war. Sie hoffte, irgendwie einen verborgenen Keller zu finden - oder wenigstens einen Keller, den sie mit ihrer Magie würde verbergen können, wenn es darauf ankäme.

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